Nur ein kleiner Unterschied? Männliche Norm in der Medizin überwinden
Hanau, 9. April 2025.
Auf Einladung des ZONTA Clubs Hanau im Rahmen der Hanauer Frauenwochen hielt die Ärztin und Wissenschaftlerin Awa Naghipour von der Universität Bielefeld einen inspirierenden akademischen Vortrag über „Geschlechtersensible Medizin" im gut besetzten Kulturforum Hanau. Diese Medizin berücksichtigt die physiologischen und psychosozialen Unterschiede von Männern, Frauen und nicht-binären Personen; sie erkennt an, dass das biologische Geschlecht und die Geschlechtsidentität wesentliche Einflüsse auf die Gesundheit und die Krankheitsrisiken haben.
Ein zentraler Punkt ist, dass viele Krankheiten geschlechtsspezifische Symptome aufweisen. So können Herzkrankheiten bei Frauen andere Symptome zeigen und auch anders verlaufen als bei Männern, was zu fatalen Fehldiagnosen führen kann. Naghipour betont, dass eine gendersensible Herangehensweise diese Unterschiede identifizieren und die Diagnostik sowie Therapie anpassen kann.
Auch soziale Faktoren spielen eine Rolle: Geschlechterrollen beeinflussen das Gesundheitsverhalten, wobei Männer oft seltener Hilfe suchen. Eine gendersensible Medizin entwickelt gezielte Strategien, um diese Verhaltensmuster zu berücksichtigen.
Die Forschung
Ein weiterer wichtiger Aspekt ist die Forschung. Historisch wurden viele Studien an Männern durchgeführt, was die Übertragbarkeit der Ergebnisse auf Frauen und nicht-binäre Personen einschränkt. Gendersensible Forschung ist notwendig, um die medizinischen Bedürfnisse aller Geschlechter zu verstehen.
Zusammenfassend ist gendersensible Medizin nicht nur eine Frage der Gerechtigkeit, sondern auch der Effektivität. Naghipour schließt mit der Aufforderung, dass medizinisches Wissen an die Vielfalt der Gesellschaft angepasst werden muss, um eine angemessene Gesundheitsversorgung aller Menschen zu gewährleisten.
Unsere Gesellschaft ist vielfältig, und so auch ihre Patientinnen und Patienten
Awa Naghipour überzeugte das Auditorium mit ihren wissenschaftlichen Ausführungen zur gendersensiblen Medizin.
Nach dem Vortrag beantwortete die Wissenschaftlerin zahlreiche Fragen aus dem Publikum. Sie fasste zusammen: „Die Quintessenz des heutigen Vortrags ist: Unsere Gesellschaft ist vielfältig, und so auch ihre Patientinnen und Patienten." Diese Tatsache muss in Zukunft verstärkt berücksichtigt werden war auch die einhellige Meinung der anwesenden Zuhörerinnen und Zuhörer.
Claudia Borowski bedankte sich bei der Leiterin des Kulturforums für die Gastfreundschaft und im Besonderen bei der Referentin, Awa Naghipour, für ihre interessanten Ausführungen. Die Präsidentin des ZONTA Clubs Hanau betonte: „Wir haben heute gesehen, wie relevant dieses Thema ist. Gesundheit betrifft uns alle – und wir alle möchten bestmöglich versorgt werden."
Hanauer Anzeiger am 15.04.2025: